GAP-Preisfrage 2020
Die GAP hat 2020 zum zweiten Mal einen Essaywettbewerb zu einem gesellschaftlich relevanten Thema von besonderer Aktualität ausgeschrieben.
Jury-Entscheidung zum Essaywettbewerb: »Nachdenken über Corona«
Die GAP ist sehr erfreut über die große Resonanz, die ihr Essaywettbewerb zur Corona-Pandemie gefunden hat. Es wurden 105 Beiträge eingereicht. Neben Doktorand*innen, Postdocs und Professor*innen haben auch zahlreiche Studierende teilgenommen.
Die eingereichten Essays wurden von einer internationalen Jury aus zwölf Fachkolleg*innen in einem vollständig anonymen Verfahren begutachtet. Die Jury hat drei Essays mit Preisen ausgezeichnet:
- 1. Preis: Christian Budnik (Universität Zürich): Vertrauen als politische Kategorie in Zeiten von Corona
Kurzzusammenfassung
Die Coronakrise ist auch eine Vertrauenskrise. Was heißt das aber genau? Der Beitrag ruft zunächst die Gründe dafür in Erinnerung, dass wir in dieser Krise vertrauen müssen: politischen Entscheidungsträgern, unseren Mitbürgern, Medizinern und Epidemiologen. In den Protesten gegen die verhängten Maßnahmen werden allerdings Exzesse des Misstrauens sichtbar. Angesichts der damit verbundenen Gefahren plädiert der Beitrag dafür, die emotional aufgeladenen Begriffe des Vertrauens und des Misstrauens in sozialpolitischen Kontexten nur behutsam zu verwenden. Was tatsächlich gefordert ist, ist etwas leicht anderes: Wir verlassen uns bis zum Beweis des Gegenteils darauf, dass auch andere das Gebotene tun und dass Regierung und Wissenschaft keine finsteren Ziele verfolgen.
- 2. Preis: Luise K. Müller (Technische Universität Dresden): Das Samariter-Prinzip. Politische Legitimität und Covid-19
Kurzzusammenfassung
›Nicht ohne uns!‹ – Mit diesem Slogan demonstrieren besorgte Bürgerinnnen und Bürger gegen Corona-bedingte Beschränkungen ihrer individuellen Freiheiten. Dieser Essay zeigt, dass die Einschränkungen mit einem wohlverstandenen Liberalismus vereinbar sind. Wie schon Mill argumentiert hat, findet unsere Freiheit dort eine Grenze, wo ihre Ausübung andere schädigt. In der Corona-Pandemie müssen die Handlungen vieler so koordiniert werden, dass große Not vermieden wird. Diese Rolle kann einstweilen nur der Staat übernehmen. Der Essay verteidigt ein ›Samariter-Prinzip‹, nach dem der Staat seine Bürger:innen in Notsituationen zwingen darf, ihren Teil zur Rettung beizutragen. Auch aus liberaler Perspektive lässt sich rechtfertigen, dass wir kein moralisches Recht haben, von solchem Zwang verschont zu bleiben.
- 3. Preis: Emanuel Viebahn (Humboldt-Universität Berlin): Lob der Vermutung
Kurzzusammenfassung
Krisen, heißt es manchmal, erfordern klare Ansagen: Bei Behauptungen wissen wir, woran wir sind. Vermutungen hingegen sind unklar und stehen der Übernahme von Verantwortung entgegen. In diesem Essay wird mit den Mitteln der Sprachphilosophie gezeigt, dass vermutende Sprechakte für die Krisenkommunikation in der Corona-Pandemie richtig und wichtig sind. Weder sind Vermutungen anfälliger für Unklarheit als andere Sprechakte noch sind sie besser dazu geeignet, Verantwortung abzuweisen. Im Gegenteil: In einer Situation, die durch Unsicherheit geprägt ist, sind Vermutungen besonders wertvoll für das Kommunizieren ungesicherter Hypothesen.
Diese drei sowie sechs weitere von der Jury ausgewählte Essays werden in einem Sammelband im Reclam-Verlag erscheinen. Die Autor:innen der weiteren Beiträge sind Frank Dietrich, Oliver Hallich, Ludger Jansen, Sebastian Schmidt, Alexandra Tiefenbacher und Yannic Vitz.
Der Jury gehörten an: Susanne Boshammer (Universität Osnabrück), Elke Brendel (Universität Bonn), Daniel Cohnitz (Universität Utrecht), Simone Dietz (Universität Düsseldorf), Anna Goppel (Universität Bern), Tim Henning (Universität Stuttgart), Geert Keil (Humboldt-Universität Berlin), Peter Schaber (Universität Zürich), Ralf Stoecker (Universität Bielefeld), Eva Weber-Guskar (Universität Bochum), Markus Wild (Universität Basel) und Héctor Wittwer (Universität Magdeburg).
Wir beglückwünschen die Preisträger*innen und Autor*innen der Buchbeiträge und danken allen Teilnehmer*innen für ihre Einreichungen. Wir möchten auch der Jury für ihre engagierte Arbeit danken.
Die Preisverleihung wird in einem Online-Format stattfinden. Nähere Informationen werden über den GAP-Newsletter und über die öffentliche Facebook-Seite der GAP bekanntgemacht.
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GAP-Preisfrage 2020: »Nachdenken über Corona«
Die GAP schreibt einen Essaypreis zur Corona-Krise aus. Die Pandemie und der Umgang damit fordern auch das philosophische Nachdenken heraus. Es gibt vieles neu zu bedenken – für die politische Philosophie und die Ethik wie auch für die theoretische Philosophie. Wegen der Vielfalt der Aspekte gibt die GAP keine einzelne Frage vor, sondern hat als Anregung eine offene Liste möglicher Themen zusammengestellt. Die vollständige Ausschreibung finden Sie hier.
Die GAP ruft akademische Philosoph:innen aller Qualifikationsstufen auf, Essays zu einer selbstgewählten philosophischen Frage aus dem genannten Themenkreis einzureichen. Die Essays sollen argumentativ, klar und für eine größere Öffentlichkeit verständlich geschrieben sein. Sie sollen nicht mehr als 3.500 Wörter umfassen. Eine unabhängige Jury vergibt drei Preise: € 5.000, € 3.000 und € 1.500.
Wenn Sie teilnehmen möchten, senden Sie bitte bis zum 31. August 2020 zwei Dateien in einer Nachricht an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, nämlich (1) den Essay in anonymisierter Form und (2) ein Deckblatt mit Ihren Kontaktdaten. Bitte achten Sie darauf, dass keine Seite des Essays Ihren Namen enthält.
Weitere Auskünfte erteilt Dr. Romy Jaster (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).